Computer-Kunst: "What Would I Do In Orbit?"
digital article by Agnes Bührig.
published on 17 Mar 2017 in NDR.de
Zum dritten Mal präsentiert der Kunstverein Hannover parallel zur Computermesse CeBIT eine Ausstellung, die die Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz in der Kunst beleuchtet - zum ersten Mal mit einer Einzelausstellung. Gezeigt wird die Retrospektive der belgischen Künstlerin Anne-Mie van Kerckhoven, die für ihre Arbeit schon seit den 1980er-Jahren den Computer nutzt. Der Titel: "What Would I Do In Orbit?".
Künstlerischer Zugang zur Digitalisierung
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Zum ersten Mal gibt es im Kunstverein Hannover eine Einzelausstellung parallel zur CeBIT.
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Gezeigt wird die Retrospektive der belgischen Künstlerin Anne-Mie van Kerckhoven. Hier ein Werk von ihr aus dem Jahr 1999: "Zwevend (Floating)".
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"Defluff" entstand im Jahr 2000. Ausgangspunkt der Kunstwerke ist das menschliche Gehirn mit seinen analytischen, aber auch irrationalen Möglichkeiten der Wahrnehmung.
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Eine Ausstellungsansicht im Museum Abteiberg Mönchengladbach aus dem Jahr 2016. Das Werk heißt "= Basic".
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"Atman / Wombman": Logik wird bei van Kerckhoven durch Absurdität und mentale Brüche durchkreuzt.
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Analytischen wird Mystisches hinzugefügt - wie bei der Collage "Attributen en Substantie", bei der Plexiglas auf eine bemalte Holzkiste montiert wurde.
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"We Mikken op Elegantie (Setting the Elegance)" entstand zwischen 2015 und 2016 und besteht aus Acryl, Pastell, Sprayfarbe, auf PVC montierten Buchstaben, Stahlschrauben und Holz.
"Zukunft und Technik haben mich sehr interessiert"
Es ist ein Rundgang in zwölf Kapiteln zu verschiedensten Denkansätzen wie Feminismus oder Mystik, jedes eingeleitet von einem Videofilm. "Parallelismen: Disziplinen Komfort" heißt das erste. Im Film von 1980 ist eine junge Anne-Mie van Kerckhoven in einem Kellerraum zu sehen. Auf dem Boden Pfeile, die sie von einem Werk zum nächsten führen: durchscheinende Plastikscheiben mit Wörtern wie "selbstbewusst" oder "Problemdetektor", dazwischen Farbflächen, geometrische Figuren und grafische Elemente. "Das Leben selbst ist meine große Inspiration", sagt die Künstlerin. "Am Anfang, als ich so jung war, haben mich immer die Zukunft und die Technik sehr interessiert - aber natürlich auch Märchen." Außerdem habe sie damals angefangen, sich für Philosophie zu interessieren und begonnen, de Sade und Wittgenstein zu lesen.
"Im Ursprung bin ich Zeichner"
Schon als Schülerin pflegt die Belgierin, Jahrgang 1951, den Kontakt zu Studenten, später liest sie Wissenschaftsmagazine, ist Teil einer Clique an der Universität Antwerpen, deren Mitglieder sich über ihre Fachgrenzen hinweg austauschen. Einige spezialisieren sich auf die Automatisierung intelligenten Verhaltens von Maschinen, heute Künstliche Intelligenz genannt, sagt van Kerckhoven. "Es hat sich so ein Jargon ergeben, um meinen abstrakten Dingen, die aus meinem Unterbewusstsein kamen, Namen zu geben. Ich muss sagen: Ich habe immer gezeichnet, ich bin eigentlich im Ursprung ein Zeichner. Und manchmal mache ich einfach auch Zeichnungen, um meinen Kopf freizukriegen."
Zahlenkolonnen und Diagramme
1977 arbeitet van Kerckhoven zum ersten Mal an einem Rechner, zeichnet dicke schroffe Linien mit der Computermaus. Zahlenkolonnen und Diagramme prägen ihre Bildsprache. Wie das Layoutprogramm eines Computers legt sie Bilder übereinander: Collagen auf Papier entstehen und poppig leuchtende Schaukästen. In Installationen kombiniert die Künstlerin unter anderem perspektivische Formen und Umrisse von Körpern. Werke, gespeist aus der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Gegensätzlichem wie Logik und Mystik, Struktur und Inspiration, sagt die Kuratorin der Ausstellung, Kathleen Rahn. "Als Künstlerin hat sie sich intensiv mit der Technik auseinandergesetzt hat. Sie hat nicht nur theoretisch darüber reflektiert, sondern sich tatsächlich mit Kybernetik befasst - auch handwerklich: Sie hat beispielsweise Zeichnungen in mehrere Ebenen übertragen", sagt Rahn. "Diese Kombination aus einerseits utopischen und theoretischen Gedanken und andererseits diesem auch wirklich faktischen Sich-Auseinandersetzen mit dem Medium, das fand ich interessant."
Facettenreiches Werk mit mehr als 200 Exponaten
Es ist ein sehr facettenreiches Werk, das hier mit mehr als 200 Exponaten präsentiert wird. Die bunten großen Gemälde im Popart-Stil erinnern an die wilden Punkzeiten in den 1980er-Jahren, eine Reihe von Zeichnungen, in denen sich schwarze Linien von gegenständlichen in amorphe Existenzen verwandeln, zeugen vom großen zeichnerischen Können van Kerckhovens. Dazwischen die drei großen Möbel, Anrichten auf Rädern, wie sie einst ihr Vater benutzt haben könnte, der mit dem Ausrichten von Festen sein Geld verdiente. All das für sich zu erschließen, dafür braucht es Zeit und Muße. Für den, der sich darauf einlässt, ist es ein erfrischend anderer Zugang zum Thema Digitalisierung und künstliche Intelligenz in der Kunst.
read online: http://www.ndr.de/kultur/kunst/niedersachsen/Computer-Kunst-What-Would-I-Do-in-Orbit,orbit100.html
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